Rheinische Post online
27. November 2007 | 00.00 Uhr

Zu Mascha Kaléko jiddische Musik

Überwältigt war die Kempener Gruppe von Amnesty International am Sonntagabend vom Andrang beim diesjährigen Benefizkonzert. Ute Bernstein und Achim Lüdecke spielten jiddische Musik und Klezmer, dazu rezitierte Ute Bernstein Gedichte von Mascha Kaléko. Der Rokokosaal im Kulturforum Franziskanerkloster konnte die rund 160 Besucher kaum fassen. Wer spät kam, musste sich mit einem Stehplatz begnügen. Silvia Ruf-Stanley

Ziemlich schnell wurde es durch die drangvolle Enge im Saal sehr warm. Das war anstrengend für die Zuschauer, aber auch für die Musiker, wie die beiden in der Pause zugaben. Eine gerissene Gitarrensaite ging auf das Konto der feuchten Schwüle im Saal.

Anlass für das Programm mit Texten von Mascha Kaléko war deren 100. Geburtstag in diesem Jahr, berichtete Ute Bernstein.
Geboren in Galizien, musste die jüdische Dichterin 1914 zu Beginn des ersten Weltkrieges nach Deutschland fliehen. 1918 bis 1938 lebte sie in Berlin und feierte dort ihre literarischen Erfolge.
Das "waren die paar leuchtenden Jahre vor der Verdunkelung", zitiert Ute Bernstein aus der Biographie Kalékos. Sie emigrierte mit ihrer Familie in die USA, wurde dort jedoch nie heimisch.
Die fremde Sprache und der amerikanische Materialismus machten es der Dichterin schwer, Fuß zu fassen. In dieser Zeit entstehen Gedichte wie "Verse für ein amerikanisches Bankbuch, geschrieben in Wallstreet". 1960 zieht die Familie nach Israel - ein neuer Bruch. Und doch kann Kaléko in dieser Zeit noch lebensbejahende Verse schreiben: "Ich freue mich, dass ich mich an das Schöne nie gewöhne". 1975 stirbt Mascha Kaléko.

Ute Bernstein und Achim Lüdecke hatten zu den Texten aus ihrem reichen Repertoire passende jiddische Lieder und Klezmermusik ausgesucht. Die Kombination von Violine von Ute Bernstein, einem klassischen Instrument der osteuropäischen Juden, und der Gitarre von Achim Lüdecke ist reizvoll.
Mal mit viel Schalk in den Augenwinkeln, dann wieder mit melancholischem Ernst singen und spielen sie ihre Musik. Die Musik, aber auch die offensichtliche Freude der beiden daran, ist ansteckend, auch in der Enge beim Konzert am vergangenen Sonntag.

Mit der Kombination von Musik und Rezitation sind Ute Bernstein und Achim Lüdecke einen neuen Weg in ihren Programmen gegangen. Und der gelingt ihnen ausgezeichnet. Der Boden für Spenden an Amnesty International nach der Veranstaltung war bereitet: "Geben Sie reichlich, denn das ist eine gute Sache." Dieser Aufforderung von Ute Bersntein nach dem Konzert kamen viele nach.